Polizeitaucher: So belastend sind ihre Einsätze – Suche nach Ertrunkenen
Heilbronn: Die Polizeitaucher müssen lernen, mit der psychischen Belastung umzugehen. Auch der Leichenfund gehört zur Arbeit.
Im Jahr 2019 wurde die Wasserschutzpolizei für die Suche nach einem vermissten 13-jährigen Mädchen in Tauberbischofsheim gerufen. Ein Passant hatte beobachtet, wie ein Kind von der Brücke bei der Kläranlage in die Tauber stürzte. Der Vorfall ereignete sich am 9. Januar.
Die Einsatzkräfte stellten am 29. Januar die Arbeit ein. Erst am 27. Mai 2019 entdecke ein Spaziergänger die Leiche des Mädchens am Ufer. Gerade auch für Polizeitaucher ist solch ein Einsatz eine enorme Belastung. echo24.de hat mit den Beamten über ihren Arbeitsalltag gesprochen.
Heilbronn: Vermisste Personen - Wasserschutzpolizei mit Tauchern häufig mit im Einsatz
Bei der großangelegten Suchaktion im Fall des vermissten Mädchens von Tauberbischofsheim waren neben Einsatzkräften am Ufer, einem Polizeihubschrauber und Hundeführern, eben auch Beamte der Wasserschutzpolizei Heilbronn dabei. Immer wieder kommt es zu verheerenden Fehleinschätzungen von Menschen in der Nähe von Wasser - besonders in den Sommermonaten. Erst am 20. Juni 2022 springt ein Mann in den Neckar und ertrinkt.
Die Arbeit als Polizeitaucher verlangt den Beamten viel ab. Michael Link ist einer von ihnen. Seit 2002 ist er im Polizeidienst. 2011 ging er zur Wasserschutzpolizei, und seit 2015 wird er als Taucher eingesetzt. Link: „Ich hatte privat schon einen Tauchschein und habe mich dafür interessiert. Die Arbeit ist eine echte Herausforderung. Auch der Zusammenhalt zwischen den Kollegen ist besonders. Wir sind in den Einsätzen immer aufeinander angewiesen.“
Polizei: Suche nach Kindern für Taucher besonders belastend
Gerade bei einem Fall wie in Tauberbischofsheim ist eine gute Kameradschaft wichtig. Die Ungewissheit bei einer Suche ist immer aufs Neue belastend: „Häufig suchen wir nach erwachsenen Personen, bei einem Kind ist es natürlich besonders bedrückend für uns.“
Auch an einem erfahrenen Beamten geht ein solcher Einsatz nicht spurlos vorbei. Wie Link erklärt, kann man die Arbeit dabei nicht immer einfach mit dem Feierabend ablegen: „Man nimmt immer etwas mit nach Hause. Es ist psychisch sehr belastend.“ Umso wichtiger, dass die Beamten über ihre Erlebnisse sprechen können. Link: „Wir haben in regelmäßigen Abständen die Möglichkeit, in Gruppen mit einem Psychologen über unsere Erlebnisse zu reden.“ Der Austausch mit Kollegen hilft, die oft schlimmen Eindrücke zu verarbeiten.
Vermisst: Polizeitaucher wissen nie, wann sie eine Leiche finden
Die Taucher müssen sich vor jedem Einsatz im Klaren sein, was sie erwartet. Eines der großen Probleme: die Sicht! In den Seen und Flüssen sieht man meist die eigene Hand vor Augen nicht. Orientierung ist enorm wichtig, erläutert Link: „Wir haben immer einen Leinenführer am Ufer dabei. An der Leine tauchen wir dann durch das jeweilige Gewässer. Wir geben Zeichen, in welche Richtung wir tauchen und ob wir etwas gefunden haben.“
Die Ungewissheit geht immer mit ins Wasser. Sie wissen bei ihren Tauchgängen ja auch nie, ob und wann sie eine Leiche finden – sie können es meist nur ertasten. Link: „Es ist daher immer ganz wichtig, mit dem Bewusstsein ins Wasser zu gehen, dass es jeder Zeit passieren kann.“
Gefahren am Badesee: So vermeiden sie den Einsatz von Polizeitauchern
Immer wieder wird vor den Gefahren gewarnt. Gerade wer mit Kindern Baden geht, egal ob im Freibad oder Badesee, sollte ein besonders wachsames Auge haben: Denn Kinder ertrinken oftmals „lautlos“. Der DLRG hat im Jahr 2021 mit einem Video vor Badeunfällen gewarnt und aufgeklärt.