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Mutmaßlichem „Reichsbürger“ von Boxberg wird versuchter Mord in fünf Fällen vorgeworfen

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Von: Dominik Jahn, Christina Rosenberger, Julia Cuprakowa

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Ein Mann schoss im April in Boxberg-Bobstadt (Main-Tauber-Kreis) „mehrere dutzendmal“ auf Polizisten. Nun wird dem Mann versuchter Mord in fünf Fällen vorgeworfen. Er steht unter dem Verdacht der Reichsbürgerbewegung anzugehören, was er jedoch bestreitet.

Update, 27. September: Beim Angriff eines mutmaßlichen „Reichsbürgers“ auf SEK-Beamte in Boxberg (Main-Tauber-Kreis) im April ist noch ein zweiter Polizist verletzt worden. Der Mann habe „mittels eines vollautomatischen Gewehrs mehrere dutzendmal aus fünf verschiedenen Schusspositionen“ auf insgesamt 14 Polizisten geschossen, heißt es in einem nun veröffentlichten Beschluss des Bundesgerichtshofs (BGH) zu dem Ermittlungsverfahren, wie die Deutsche Presse-Agentur (dpa) schreibt.

Ursprünglich war nach dem eskalierten Einsatz in dem Städtchen zwischen Heilbronn und Würzburg immer von einem angeschossenen Polizisten die Rede gewesen. Die Beamten des Spezialeinsatzkommandos waren am 20. April ausgerückt, um bei dem damals 54 Jahre alten Mann nach einer illegalen Waffe zu suchen, als dieser das Feuer eröffnete. Später fanden sie in dem Haus begehbare Waffenkammern, Reichsflaggen und massenhaft Munition. Der Generalbundesanwalt übernahm die Ermittlungen wegen der „besonderen Bedeutung“ des Falls, wie echo24.de berichtete.

Nach Schüssen in Boxberg: Mutmaßlicher „Reichsbürger“ wird versuchter Mord in fünf Fällen vorgeworfen

Dem BGH-Beschluss vom 6. September zufolge werfen die Ermittler dem Mann unter anderem versuchten Mord in fünf Fällen vor. Die Verletzten seien „bewusst als Repräsentanten des Staates“ ausgewählt und angegriffen worden. Der Mann habe nach seiner Festnahme gesagt, die Polizisten seien selbst schuld daran, dass er geschossen habe – sie hätten sein Grundstück betreten. Er sehe, dass sie zwar „gute Jungs“ seien, leider würden sie aber auf der „falschen Seite kämpfen“.

Der 3. Strafsenat des BGH hatte mit dem Fall zu tun, weil der Beschuldigte wollte, dass der von ihm gewählte Verteidiger zum zweiten Pflichtverteidiger bestellt wird. Das wurde abgelehnt.

Nach Schüssen auf Polizei in Boxberg: Hauptverdächtiger legt Geständnis ab

Update, 21. April: Bei einem dramatischen Polizeieinsatz in Boxberg zwischen Heilbronn und Würzburg hat ein mutmaßlicher Reichsbürger auf SEK-Beamte geschossen. Ein Polizist wurde verletzt – nicht lebensgefährlich, wie ein Sprecher der Polizei am Mittwoch (20. April) mitteilte. Er wurde wohl am Bein getroffen. Spezialkräfte wollten das Gebäude in Baden-Württemberg am frühen Morgen unter die Lupe nehmen. Dabei seien mehrere Schüsse abgegeben worden. Die Durchsuchung fand wegen des Verdachts des illegalen Waffenbesitzes statt.

Nun informierten die Leiter der Staatsanwaltschaft Mosbach, des Landeskriminalamts Baden-Württemberg (LKA BW) sowie des Polizeipräsidiums Heilbronn in einer gemeinsamen Mitteilung über Ermittlungsmaßnahmen im Zusammenhang mit dem Polizeieinsatz in Boxberg.

Boxberg: Nach Schüssen auf Polizei – Ermittlungen laufen auf Hochtouren

Polizeipräsident Hans Becker, Leiter des für den Tatort zuständigen Polizeipräsidiums Heilbronn, schildert detailliert den Einsatz, der notwendig geworden war, weil ein 54 Jahre alter Mann im Verdacht steht, illegal eine Waffe besessen zu haben. Noch bevor Kräfte des Spezialeinsatzkommandos (SEK) das umzäunte Areal in Bobstadt betreten können, werden sie beschossen. Ein Beamter wird getroffen. Einige Schüsse treffen auch das Haus der unbeteiligten Nachbarn. Kurz darauf steht das Haus in Flammen. Trotzdem können sieben Personen widerstandslos und unverletzt festgenommen werden.

Symbolbild
In Boxberg-Bobstadt hat sich ein wilder Polizeieinsatz zugetragen – Kripo und LKA Baden-Württemberg ermitteln. (Symbolbild) © Daniel Karmann/dpa

Nach dem Löschen des Brandes wird das Haus in Boxberg durchsucht. Bei Durchsuchungen des Areals und weiterer Objekte wurden zahlreiche Lang- und Kurzwaffen, darunter automatische Schusswaffen sowie Munition, aber auch Beweismittel, die möglicherweise einen Bezug zur sogenannten Reichsbürgerszene zulassen, aufgefunden.

„Es hat sich im Nachhinein als richtig erwiesen, diesen Einsatz mit unseren Spezialeinsatzkräften zu planen und auch durchzuführen. Die besonderen Einsatzmittel und die besonnene und professionelle Vorgehensweise der Kräfte des SEK haben Schlimmeres verhindert. Trotzdem ist auch in solchen Einsatzlagen eine absolute Sicherheit nicht zu garantieren. Unsere Gedanken und Wünsche nach baldiger Genesung gelten unserem verletzten Kollegen“, erklärte Polizeipräsident Becker im Rahmen einer Pressekonferenz.

Nach Schüssen auf Polizei in Boxberg: Hauptverdächtiger legt Geständnis ab

Die Ermittlungen zu den Geschehnissen werden nun gemeinsam durch die Staatsanwaltschaft Mosbach, dem Polizeipräsidium Heilbronn und dem Landeskriminalamt Baden-Württemberg durchgeführt, heißt es weiter in der Mitteilung der Polizei. Über derzeitigen Stand des strafrechtlichen Ermittlungsverfahrens informierte Dr. Florian Kienle, leitender Oberstaatsanwalt der Staatsanwaltschaft Mosbach wie folgt:

„Der 54-jährige Hauptverdächtige hatte sich noch am Tattag umfassend zur Sache eingelassen und eingeräumt, die Schüsse auf die Polizeibeamten abgegeben zu haben. Gegen den Hauptverdächtigen wurde bei dem Amtsgericht Tauberbischofsheim ein Haftbefehl wegen des dringenden Tatverdachts des versuchten Mordes in Tateinheit mit gefährlicher Körperverletzung und unerlaubten Besitzes einer Kriegswaffe beantragt; der Haftbefehl wurde zwischenzeitlich erlassen, dem Beschuldigten eröffnet und in Vollzug gesetzt. Im Laufe der weiteren Ermittlungen sei neben einer möglichen politischen Motivation für die Tat insbesondere auch die Frage zu klären, wie der Hauptverdächtige in den Besitz der Waffen kam, für die er keine waffenrechtliche Erlaubnis hatte.“

Boxberg: Nach Schüssen auf Polizei – Verdächtiger wohl mutmaßlicher „Reichsbürger“

Update, 20. April, 19 Uhr: In Boxberg-Bobstadt im Main-Tauber-Kreis ist am Mittwochmorgen ein Polizeieinsatz wegen illegalen Waffenbesitzes völlig eskaliert. Der Einsatz der Polizei unter Mitwirkung eines Spezialeinsatzkommandos (SEK) begann gegen sechs Uhr. Es sollte eine Waffe beschlagnahmt werden.

Doch dann passierte das Unfassbare: Ein 55-jähriger Mann widersetzte sich der Durchsuchung und es fielen mehrere Schüsse. Wie auch der SWR berichtet, erlitt ein Beamter dabei eine Schussverletzung am Bein und musste ins Krankenhaus gebracht werden, er sei aber nicht lebensgefährlich verletzt.

Boxberg-Bobstadt: Schüsse auf die Polizei – Mann mutmaßlich ein „Reichsbürger“

Da ein politisch motivierter Hintergrund nicht ausgeschlossen werden kann, hielt sich die Polizei mit Aussagen zu den Hintergründen der Tat noch zurück. Inzwischen bestätigte Polizeipräsident Hans Becker vom Präsidium Heilbronn, dass es konkrete Hinweise aus der Bevölkerung gebe, dass der festgenommene Mann der sogenannten Reichsbürger-Szene zuzurechnen sei. Laut SWR war der Mann wohl wegen anderer Delikte bei der Polizei bereits bekannt.

Offenbar besaß der 55-Jährige eine Waffe – die zugehörige Waffenbesitzkarte wurde ihm allerdings entzogen. Weil er seine Waffe nicht abgeben wollte, kam es zum Polizeieinsatz am Mittwochmorgen.

Schüsse auf die Polizei und Brand in Boxberg: Erste Details zum Großeinsatz

Erstmeldung, 20. April, 13:20 Uhr: Ein Polizeieinsatz, wie ihn die Unterhaltungsbranche nicht wilder hätte schreiben können, hat sich am Mittwochmorgen in Boxberg-Bobstadt im Main-Tauber-Kreis zugetragen. Eigentlich hatten Spezialkräfte der Polizei dort um 6 Uhr das Anwesen eines Mannes wegen des Verdachts des illegalen Waffenbesitzes durchsuchen wollen, doch was dann geschah, toppte wohl alle Erwartungen an den Einsatz.

Denn wie Polizei Heilbronn und das Landeskriminalamt (LKA) Baden-Württemberg gemeinsam in einer Mitteilung berichten, kam es schließlich zu einem Großeinsatz von Polizei, Rettungsdienst und Feuerwehr. Schon zu Beginn des Einsatzes wurden demnach mehrere Schüsse auf die Einsatzkräfte abgefeuert – kurze Zeit später stand das Haus in Flammen.

Großeinsatz in Boxberg-Bobstadt: Schüsse und ein Brand am Morgen

Immerhin konnte die Polizei schon wenig später mehrere Personen widerstandslos und unverletzt festnehmen, die sich noch im Anwesen aufgehalten hatten – dennoch stellte sich das Löschen schwierig dar. Der Grund: Es bestand die Sorge, im Haus könnten sich noch Munition und freilaufende Hunde befinden. Um die Einsatzkräfte und Anwohner nicht zu gefährden, konnte also nicht aktiv gelöscht werden.

Das Gebäude musste, so die Polizei in der Mitteilung, kontrolliert abgebrannt werden, im Anschluss wird es von Entschärfern des LKA Baden-Württemberg durchsucht. Außerdem wird die Kripo Heilbronn ein kriminaltechnisches Gutachten erstellen.

Bei dem Einsatz wurde ein Polizeibeamter verletzt, weitere Angaben machen die Ermittler allerdings aus ermittlungstaktischen Gründen nicht. Denn die Ermittlungen zu den Hintergründen dieses Einsatzes laufen noch immer auf Hochtouren – die Beamten schließen einen politisch motivierten Hintergrund nicht aus.

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