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Aus für Weihnachtsgebäck? Bäcker können „Kunden nicht zumuten, das zu bezahlen“

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Von: Michaela Ebert

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Stollen
Butter, Zucker, Mehl und Mandeln: Wer dieses Jahr einen Stollen backen möchte, muss viel Geld für die Zutaten ausgeben. © Robert Michael/dpa

Die Preise für Rohstoffe gingen zuletzt stark in die Höhe. Nun explodieren die Energiekosten für Gas und Erdöl. Bäckereien, die stark darauf angewiesen sind, trifft dies besonders hart.

Zutaten, wie Mehl, Hefe und Öl sind in den vergangenen Monaten besonders teuer geworden. Das merkt nicht nur der Otto Normalverbraucher beim täglichen Einkauf, auch Handwerksbetriebe, wie Bäckereien und Konditoreien müssen derzeit tief in die Tasche greifen. Aber nicht nur die Rohstoffpreise stellen die Betriebe vor echte Herausforderungen, auch die steigenden Energiekosten sorgen dafür, dass einigen Bäckern bald der Ofen ausgehen könnte.

Es sei für die Bäckereien eben einiges zusammengekommen, erklärt Bernhard Kuhn, Obermeister der Bäcker-Innung Heilbronn. Erst die Pandemie, dann der Ukraine-Krieg mit dem knappen Weizen und den explodierenden Gas- und Ölpreisen. Bei vielen Betrieben hätten sich die Energiekosten nahezu verzehnfacht. Teilweise müsse daher für das nächste Jahr mit Mehrkosten von 400.000 Euro gerechnet werden. Besonders die kleineren Betriebe würden unter derartigen Energiekosten leiden, weil „diese nicht die selben Mengen produzieren können und die Maschinen und Öfen deshalb länger laufen müssen.“

Bäckereien bald „am Ende der Fahnenstange“?

Wie echo24.de bereits berichtete, mussten sich schon einige Bäckereien aus der Region Heilbronn ihrem Schicksal beugen und die Reißleine ziehen. Die Bäckerei Dörzbach in Bad Rappenau beispielsweise hatte einige Gründe dafür, die „exorbitanten Gaspreise“ gehören definitiv dazu. „Und es gibt noch andere Bäcker, die vielleicht an der Schwelle zum Rentenalter sind und sonst noch zwei, drei Jahre weitergearbeitet hätten. Die sagen sich jetzt natürlich auch: ‚Das tun wir uns jetzt nicht mehr an.‘“, sagt Kuhn. Wie BW24 berichtet, könnte es Bäcker oder Konditoren als Beruf also schon bald nicht mehr geben.

„Wir haben es hier mit einer echten Gratwanderung zu tun: auf der einen Seite die starken Preiserhöhungen, auf der anderen Seite geht es darum, die Kunden zu halten. Wir müssen diese Kosten irgendwie verrechnen oder weitergeben, weil sonst sind bald auch am Ende der Fahnenstange angelangt“, sagt Kuhn. Könnte ein Brot also bald zehn Euro kosten?

Zutaten für Weihnachtsgebäck und Stollen besonders teuer: Bäcker wollen „Kunden nicht zumuten, das zu bezahlen“

Kuhn rechnet mit einer Preiserhöhung von fünf bis zehn Prozent für Backwaren in der kommenden Zeit. Kompliziert sei aber vor allem die Planung: „Wir sind in einer richtigen Zwickmühle. Wir können nicht viel planen, weil wir von Woche zu Woche sehen, wie sich die Preise erhöhen. Und wir müssen diese Preise auch weitergeben, da bleibt uns gar nichts anderes übrig. Aber wir können eben nicht alle paar Tage höher gehen.“

Gerade mit Blick auf die Weihnachtszeit sieht es daher eher schlecht aus. Mehl, Butter und Molkereiprodukte seien derzeit am teuersten. Auch die Zuckerrübenernte sei dieses Jahr aufgrund der Trockenheit besonders problematisch. „Das heißt, der Zucker wird teurer und damit eben auch alles, was mit Zucker gebacken wird.“ Einige Betriebe hätten sich bereits dazu entschieden, dieses Jahr auf Weihnachtsgebäck und Stollen zu verzichten, weil sie es ihren „Kunden nicht zumuten wollen, diese Preise zu bezahlen.“

Steigende Kosten beim Bäcker: Kunden reagieren mit Verständnis

Grundsätzlich stoßen die Preiserhöhungen bei den Kunden aber auf Verständnis. „Die Kunden akzeptieren das, weil sie eben auch die Notwendigkeit sehen. Die Qualität ist einfach besser als im Discounter, wir haben eine freundliche Bedienung, ein nettes Wort. Gerade unsere älteren Kunden freuen sich auch mal, wenn man mit ihnen ein wenig schwätzt.“

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