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Abschaltung des AKW Neckarwestheim II: Diskussion um Energie-Engpässe

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Von: Fabio Bernhardt

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Viele Menschen befürchten als Folge des Ukraine-Kriegs einen Engpass der Energieversorgung. Deshalb wird auch erneut über die Zukunft des Atomkraftwerks Neckarwestheim 2 diskutiert. 

In der Stadt Heilbronn tut sich gerade viel. Immer mehr Kriegsflüchtende aus der Ukraine kommen in Heilbronn und der Region unter. Auch die steigenden Spritpreise in Deutschland sind ein heißes Diskussionsthema. Nun sorgt auch die Energieversorgung in Baden-Württemberg für Unruhe. Am Donnerstag wurde die Debatte über den Ausstieg des Atomkraftwerks Neckarwestheim II im Landtag wieder aufgenommen. Hierbei ging es vor allem um eine Verlängerung der Laufzeit des Energielieferanten. Das Kraftwerk soll Ende des Jahres ja eigentlich abgeschaltet werden.

Das Kernkraftwerk Neckarwestheim (GKN) liegt zehn Kilometer südlich von Heilbronn auf dem Gelände eines ehemaligen Steinbruchs direkt am Neckar. Die EnBW produziert dort Strom mit einem Druckwasserreaktor (Block II). Block II ging 1989 ans Netz und hat eine elektrische Leistung von 1.400 Megawatt. Im Jahr 2021 erzeugte die Anlage rund 11,2 Milliarden Kilowattstunden Strom. Damit deckt sie rechnerisch mehr als die Hälfte des Strombedarfs aller privaten Haushalte und etwa ein Sechstel des gesamten Stromverbrauchs in Baden-Württemberg.

Abschaltung des Atomkraftwerks trotz Ukraine-Krise? Neckarwestheim II löst Debatte aus

Im Atomgesetz ist vorgesehen, dass mit Block II noch maximal bis Ende 2022 Strom produziert werden darf. Spätestens dann geht die Anlage vom Netz. Die EnBW Kernkraft GmbH (EnKK) hat im Juli 2016 frühzeitig die Genehmigung für Stilllegung und Abbau von Block II beantragt, damit nach Ende der Stromproduktion möglichst umgehend mit dem Rückbau begonnen werden kann.

Laut SWR-Informationen fordert die AFD-Fraktion nun eine Verlängerung der Laufzeit und die CDU wünscht sich zumindest eine Prüfung des Kernkraftwerks in Neckarwestheim. Man stehe zum Koalitionsvertrag und zum Bekenntnis zu den Erneuerbaren Energien, sagte Raimund Haser (CDU) dem SWR und fügte an, man dürfe die Krise nicht unterschätzen. Die Baden-Württembergische Umweltministerin Thekla Walker (Grüne) sprach von einer „ernsten Lage“. Für die Wirtschaft würde es erhebliche Folgen haben, falls Lieferungen aus Russland ausbleiben sollten, teilte sie demnach mit.

Walker zeigt sich dennoch zuversichtlich und schätzt die Lage so ein, dass die Energieversorgung im Land zurzeit abgesichert ist. Dem SWR erklärt sie deshalb nun, dass der Gasspeicher zwar verhältnismäßig niedrig gefüllt sei, aber über den bald zu Ende gehenden Winter kommen würde. Auch Öl und Kohle seien demnach zurzeit ausreichend vorhanden ist.

Abschaltung des Atomkraftwerks Neckarwestheim II? Viele Deutsche fürchten Energie-Engpässe

Für die aktuelle Diskussion zeigt die Umweltministerin Verständnis: „Ich kann die Debatte um kurzfristige Verlängerungen verstehen“, und die Grünen seien auch bereit gewesen, über ihren Schatten zu springen, erklärt die Ministerin demnach. Laut Walker zeigen die Bilder aus der Ukraine aber erneut, dass die Nutzung der Atomenergie zu risikoreich für die ganze Welt ist. Die Energiesicherheit im Land sei auch ohne Neckarwestheim II gewährleistet.

Auch in einer repräsentativen Umfrage des Meinungsforschungsinstitut Infratest dimap im Auftrag von SWR und Stuttgarter Nachrichten ging es um die Engpässe in der Gas- und Energieversorgung. 71 Prozent der Baden-Württembergerinnen und Baden-Württemberger halten es für möglich, dass es deutschlandweit zu Engpässen in der Gas- und Energieversorgung kommen könnte.

Denn der Wegfall von russischen Energieimporten könnte zu weitreichenden Konsequenzen in Deutschland führen. Noch im Januar lieferte Russland mehr als die Hälfte des in Deutschland verbrauchten Erdgases. Auch der Anteil der russischen Steinkohle an der Stromerzeugung in Deutschland liegt bei etwa 50 Prozent, wie der SWR berichtet.

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