Neckarsulm: Aus fürs AQUAtoll – wie geht‘s mit dem Sportbad weiter?

Es ist offiziell: Das Aquatoll-Erlebnisbad in Neckarsulm wird nicht saniert, sondern geschlossen. Wird es nun abgerissen? Und wie geht es mit dem Sportbad weiter?
Einst eine moderne Besucherattraktion, heute ein heruntergekommener Einwohnertreff. Das Aquatoll in Neckarsulm (Landkreis Heilbronn), dessen Grundstein 1989 gelegt wurde, ist beliebt – aber nicht mehr zeitgemäß. In der entscheidenden Gemeinderatssitzung am Donnerstag, 28. April, folgte jetzt das Aus fürs Erlebnisbad. Am 15. Mai 2022 werden Sauna und Freizeitbereich ein letztes Mal geöffnet, wie ein Sprecher der Stadt am Freitag sagte. Doch wie geht‘s mit dem Sportbad weiter?
Das Ende für das Spaßbad war absehbar. Was einmal einzigartig in Europa war, ist heute nur noch ein Abklatsch seiner selbst. Die Stadt Neckarsulm ist nicht mehr bereit, das Aquatoll in Eigenregie zu betreiben, eine Sanierung ist schlichtweg zu teuer. Den bisherigen Mitteilungen zufolge ist das Sportbad von den Schließungen nicht betroffen.
Aquatoll in Neckarsulm wird geschlossen: Das sind die Gründe
Die Bäderlandschaft muss zukunftssicher sein, auf lange Sicht finanzierbar bleiben und ein Schwimm- und Bewegungsangebot für die Bürger ermöglichen. All das ist mit dem Aquatoll so nicht mehr möglich. In den letzten Jahren haben zwar immer wieder Sanierungsarbeiten stattgefunden, diese waren allerdings nur oberflächlich.
Für Einwohner wie Heiko Schulz sehen die Entwicklung rund ums Erlebnisbad kritisch. Er war für die Rettung des AQUAtoll. Die Verantwortlichen hätten die wesentlichen Schäden tief im Areal der Technik schon früher beheben müßssden. Gegenüber dem SWR erklärt er: „Das ist das eigentliche Problem, der eigentliche Skandal der Geschichte.“, sagt Schulz gegenüber dem SWR.
Aquatoll: Deutliche Mehrheit hat für das Aus gestimmt
Die Stadtverwaltung streitet diese Vorwürfe ab. Der Oberbürgermeister von Neckarsulm nennt Gründe. Steffen Hertwig, erklärt im SWR-Beitrag: „Die technischen und gesetzlichen Anforderungen im Bereich Brandschutz, Lüftung und Technik sehen heute anders aus als vor 30 bis 35 Jahren.“
Auch wenn der Bürgermeister selbst emotional involviert ist und vor der Corona-Pandemie Stammkunde war, muss er nun Vernunft walten lassen. Fakt ist: Wenn vor 20 Jahren noch 450.000 Besucher das Aquatoll in Neckarsulm aufgesucht haben, so waren es im Jahr 2019 vor der Pandemie nur noch 260.000 Badegäste.
Bei der Abstimmung des Gemeinderats seien am Donnerstagabend nur 2 der 27 Stadträte gegen das Aus für das Aquatoll gewesen, einer habe sich enthalten, wie die Deutsche Presse-Agentur (dpa) berichtet.
Neckarsulm: Schwere Entscheidungen um Schließung des Aquatoll
Bei so schwachen Zahlen helfen nicht einmal mehr die 6.500 Unterschriften, die bei einer Petition zur Erhaltung des Aquatoll gesammelt wurden. Am Donnerstag hat nun eine Gemeinderatssitzung stattgefunden, in der über das Schicksal der Bäderlandschaft entschieden wurde. Drei Möglichkeiten waren zum Schluss noch offen:
- Als erstes stand eine Komplettsanierung zur Diskussion, die aber für rund 40 Millionen Euro zu teuer wäre.
- Das AQUAtoll in Neckarsulm durch ein neues, reines Schwimmbad namens „Wilfenseebad“ zu ersetzen, kam ebenso infrage und ein weiterer Vorschlag war, das Schwimmbad endgültig zu schließen. Dabei musste der Gemeinderat entscheiden, ob die umliegenden Bäder und Lernschwimmbecken als kommunale Bäderlandschaft erhalten bleiben.
- Die finale Entscheidung, das Neckarsulmer Bad bis auf Weiteres zu schließen, hat bei den Einwohnern für Enttäuschung und Wut gesorgt.
Dennoch ist noch nicht alle Hoffnung verloren, denn das Aquatoll wird vorerst nur in einen „Dornröschenschlaf“ versetzt. Wecken kann das Schwimmbad aus diesem Schlaf vielleicht ein noch unbekannter privater Investor. Die nächsten sechs Monate sind dabei abzuwarten, um klarer sehen zu können.
von Mia Köhler