„Zu aufgeheizte Stimmung“ – Versammlung zu geplantem Flüchtlingsheim in Lörrach abgesagt

Der Rauswurf von 40 Mietern für ein Flüchtlingsheim in Lörrach erregt bundesweit Aufsehen. Stadt und Wohnbaugesellschaft reagieren mit der Absage der geplanten Versammlung am Montag, welche Klarheit schaffen sollte.
In Lörrach soll zum Ende des Jahres ein Wohnkomplex zum Flüchtlingsheim umgewandelt werden. Doch das Gebäude steht nicht etwa leer. Die Stadt kündigt die Mietverträge der Bewohner und will ihnen moderne Alternativen bieten. Die Betroffenen sind schockiert und haben Angst, dass sie sich die neue Miete nicht mehr leisten können.
Der Fall erregt so viel Aufsehen, dass sich bereits erste Anwälte zur Sachlage geäußert haben. Jetzt sagt die Stadt Lörrach die Versammlung für Montag (27. Februar) ab.
„Aufgeheizte Stimmung“ wohl als Grund für die Absage der Versammlung in Lörrach
Die für Montag (27. Februar) angekündigte Bewohnerversammlung soll nun zunächst nicht stattfinden. Das teilte Oberbürgermeister Jörg Lutz (parteilos) am Mittwoch in Lörrach mit. Grund ist laut Geschäftsführer der Wohnbau Lörrach, Thomas Nostadt, die „zu aufgeheizte Stimmung.“
Rund 40 Menschen sollen aus dem Wohnkomplex ausziehen, um Platz für die Geflüchtete zu schaffen. Von dem städtischen Wohnbauunternehmen sollen den Mietern modernere und bezahlbare Wohnraumangebote präsentiert werden. „Die erste Wohnung ist schon gefunden“, sagte Wohnbau-Chef Nostadt.

Ein Schreiben der Wohnbaugesellschaft an die Mieter hatte in den sozialen Netzwerken seit Wochenbeginn große Wellen geschlagen. Sogar Bundes- und Landespolitiker melden sich zu Wort.
Oberbürgermeister und Wohnbaugesellschaft halten am Vorhaben fest
Lutz und Nostadt machen deutlich, dass sie ungeachtet der öffentlichen Diskussion an dem Vorhaben festhalten. „Wir haben das mehrfach so gemacht“, sagte der Chef des Rathauses. „Es waren alle zufrieden. Die Gesellschaft ist eine andere geworden.“
Da den Mietern Alternativen geboten werden, erwartet er, dass förmliche Kündigungen für die Wohnungen aus den 1950er-Jahren gar nicht nötig sind. Es war ohnehin geplant gewesen, die Wohnungen wegen ihres Zustandes in den kommenden Jahren abzureißen und neu zu bauen.
Lutz und Nostadt beklagten, dass Mitarbeiter des Rathauses beschimpft und bedroht worden seien. Nostadt sprach von „hunderten Hassmails“.