Umweltskandal: Gift im Bodensee – jetzt auch in unserem Trinkwasser?

Giftiger Löschschaum ist um den Jahreswechsel 20/21 in den Bodensee geraten. Warum es niemand wusste und mit welchen gefährlichen Auswirkungen zu rechnen ist, klärt echo24.de auf.
Am 29. Dezember 2020 und am 13. Januar 2021 ist giftiger Löschschaum, bei Wartungsarbeiten eines lokalen Verpackungsunternehmens, Amcor, im schweizerischen Kanton St. Gallen, in den Bodensee geflossen. Der SWR berichtet von rund 850 Kilogramm giftigen Schaum, der laut Kantonchemiker Pius Kölbener, in See geflossen ist. Grund zur Sorge? Ja, denn der Bodensee liefert einen Großteil des Heilbronner Trinkwassers und auch Fisch aus dem See wird gerne verzehrt.
Umweltskandal: Gift im Bodensee – Löschschaum dieser Art bereits 2011 verboten
Der Löschschaum, der die giftige Chemikalie PFOS (Perfluoroctansulfonsäure) enthält, ist nicht nur seit 2011 in Deutschland und in der Schweiz verboten, sondern auch seine Übergangsfrist ist im Jahr 2018 bereits abgelaufen. Der Kanton St. Gallen gibt an, dass mit dem Löschschaum etwa 10 Kilo des Giftes in den Bodensee gelangt sind.
Das Institut für Seeforschung in Langenargen (Bodenseekreis) gibt an, keine Erhöhung der PFOS-Werte im Wasser der Obersees gemessen zu haben. Bei der Bodensee-Wasserversorgung werden regelmäßig Wasserproben gemacht, doch auch diese geben an, dass in diesem Zeitraum keine erhöhten Werte der Chemikalie enthalten gewesen sind.
Giftiger Löschschaum im Bodensee: Erst 15 Monate später wird der Skandal bekannt
Im März dieses Jahres wurde der Skandal bekannt. Die Medien erfuhren von dem Vorfall erst, als die Verpackungsfirma zu einer Strafe von 5.000 Schweizer Franken und einer Ersatzforderung von 28.000 Franken, verurteilt worden ist.
Auf eine Anfrage des SWR, antwortet der Kanton St. Gallen, schriftlich mit: „Zum Zeitpunkt der Begehung waren keine Auswirkungen auf die Umwelt erkennbar und die Tragweite der Vorfälle nicht unmittelbar absehbar. [...] Deshalb wurde die Öffentlichkeit nicht informiert.“
Umweltskandal: Trinkwasser unbedenklich? Von Fischverzehr wird abgeraten
Allerdings gibt es Zweifel an dieser Aussage, denn Lukas Indermaur, der Geschäftsführer des WWF St. Gallen, rät von Verzehr von Fischen aus dem Bodensee, aufgrund der PFOS-Freisetzung, ab. Ist das Trinkwasser demnach auch verschmutzt?
Ein Großteil des Trinkwassers, das in Heilbronn verbraucht wird, kommt aus dem Bodensee. Nur etwa 15 Prozent des Wassers soll aus eigenen Brunnen und Quellen kommen. Da von dem Verzehr von Fisch aus dem Bodensee – aufgrund des Umweltunglücks – abgeraten wird, fragen sich natürlich viele Menschen in Heilbronn und der Region, ob das Trinkwasser belastet gewesen ist oder gar immer noch ist. Wie der WWF dem St. Gallener Tagesblatt berichtet, können 15 Liter Bodenseewasser getrunken werden, bis der PFOS-Grenzwert erreicht werden würde.