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Ekel-Müll am Stuttgarter Fernsehturm: Bei Treffs im Wald geht‘s zur Sache

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Von: Juliane Reyle

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Fernsehturm Stuttgart
Der Stuttgarter Fernsehturm: ein Treffpunkt für spezielle Angelegenheiten - Müll sorgt für Ärgerniss. (Symbolbild) ©  Marijan Murat/dpa

Der Fernsehturm in Stuttgart gilt als Wahrzeichen der Stadt. Doch in einem Waldstück, unmittelbar unter dem Turm, kommt es zu speziellen Treffen – regelmäßig zieht jemand blank und es kommt zum Akt.

In einem Waldstück, direkt unter dem Fernsehturm der Landeshauptstadt Stuttgart, geht es besonders an Wochenenden ziemlich ab – bei vermeintlichen „Sextreffs“. Doch die Spielchen hinterlassen auch ihre Spuren: Ekelhafter Müll liegt herum oder hängt gar auf Augenhöhe – wie ein Gummi, das an einem Zweig baumelt. Doch wer trifft sich dort zum Akt? Warum unternimmt die Stadt nichts? Und: Ist der Wald noch jugendfrei?

Ekliger Müll am Stuttgarter Fernsehturm sogar an Zweigen – was passiert hier nachts?

Der Treffpunkt am Fernsehturm ist schon seit Jahren in und außerhalb der Szene als Schwulentreff und für schnellen Verkehr bekannt. Besonders an Wochenenden soll es hier nachts wild zu gehen und bei gutem Wetter 50 bis 100 Männer ihren Spaß haben. Doch die Stimmung scheint so ausgelassen zu sein, dass nach dem Schäferstündchen nicht aufgeräumt wird, sondern die Überbleibsel, wie benutzte Pariser, einfach achtlos oder gar stolz im Wald drapiert werden, wie die Stuttgarter Nachrichten berichten.

Waldboden am Stuttgarter Fernsehturm übersät mit Gummis, Taschen- und Feuchttüchern

Neben den Hüllen für das „beste Stück“ liegen auch unzählige Taschen- und Feuchttücher auf dem Waldboden herum – und das sicherlich nicht wegen einer akuten Grippewelle. Ebenso weiterer, teilweise undefinierbarer Dreck. Große Bäume, Gebüsche und eine Hütte, die eigentlich von städtischen Ämtern genutzt wird, sind ungewollt zu Sammelstellen für besonders viel Müll geworden. Passanten sind von der Lage im Waldstück am Fernsehturm geschockt und stören sich des Anblickes. Doch Putzaktionen brachten bisher nur kurzfristige Sauberkeit.

Putzaktionen am Stuttgarter Fernsehturm scheitern – 30 Liter Müll in wenigen Minuten gesammelt

Der Anblick stört schon länger: 2018 gab es eine öffentlichkeitswirksame Putzaktion der SPD queer, der Regenbogen-Community in der SPD und Organisation der sozialdemokratisch orientierten LGBTQI+. Damals zogen Mitglieder der Partei mit Zangen und Handschuhen los und durchforsteten das Waldstück: Bereits nach zehn Minuten sollen damals 30 Liter Müll gesammelt worden sein. Die Aktion sollte die eigene Szene aufrütteln und zu einem umweltbewussteren und pfleglichen Umgang mit dem Wald verleiten.

Doch vergeblich: Es wird weiterhin herumgeschmissen, direkt im Wald entsorgt und nicht privatisiert. Regelmäßig sollen Klagen bei Garten-, Friedhofs- und Forstamt eingehen. Die Sprecherin der Stadtverwaltung erklärt gegenüber den Stuttgarter Nachrichten: „Die Beschwerden sind für das flächenverwaltende Amt auch nachvollziehbar.“ Doch die Stuttgarter scheinen sich entweder an die Situation gewöhnt zu haben, das Waldstück zu meiden oder den unnützen Klagen müde geworden zu sein – denn eine Häufung der Beschwerden gibt es derzeit wohl nicht.

Stadt Stuttgart beauftragt regelmäßig Firma für Reinigung des Waldstücks – weit mehr als nur Plastikmüll

Alle zwei Wochen soll eine Reinigungsfirma, die die Stadt Stuttgart beauftragt, das Waldstück reinigen. Doch was an diesen Reinigungstagen eingesammelt wird, ist weitaus mehr, als nur Plastikmüll – auch gebrauchte Heroinspritzen werden einfach im Wald zurückgelassen. Laura Halding-Hoppenheit, die Stadträtin und gleichzeitig Ikone der queeren Community, soll laut Stuttgarter Nachrichten bereits seit 2016 zu mehr Verantwortung aufrufen. Denn der Schmutzfleck im Wald fällt letzten Endes nicht nur auf die Schwulenszene, sondern auch auf die Stadt zurück – deren Visitenkarte unter anderem die Sauberkeit ist.

Intime Treffs sind erlaubt – doch das Hinterlassen von Abfall ist verboten

Formal rechtlich sei es nicht verboten, den Wald für sexuelle Treffen zu nutzen, sagt Jaqueline Albinus, die Pressesprecherin der Stadt Stuttgart, gegenüber den Stuttgarter Nachrichten. Doch das Hinterlassen von Müll, wie es im Wald unter dem Fernsehturm der Fall ist, ist verboten. Ebenso sind die Prostitution und die öffentliche Zurschaustellung sexueller Handlungen untersagt.

So gesehen sollte der Sextreff in Stuttgart eigentlich keine Kinder- und Jugendliche betreffen. Doch ob dies beim öffentlichen Anblick von benutzten Präservativen, Unterwäsche und Heroinspritzen auch der Fall ist, ist fraglich. Ein Spaziergang in diesem Waldstück könnte Kinder verstören.

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