17 verhungerte Tiere: Kadaver liegen nach einer Woche noch im Stall

Qualvoll verendet sind 17 Tiere aus einem Nebenerwerbsbetrieb in Erligheim (LK Ludwigsburg). Der Betrieb und sein Zustand waren schon mehrfach aufgefallen.
Update, 28. April: 17 tote Tiere. Schweine, Rinder und Hühner - fast alle verhungert und verdurstet. Das war der grausame Fund auf einem Bauernhof in Erligheim im Landkreis Ludwigsburg in der vergangenen Woche. Mehr als eine Woche später gestaltet sich das Bild vor Ort leider noch nicht anders. Immer noch liegen die Kadaver im Stall.
„Die Bergung gestaltet sich aufgrund der baulichen Situation des Stalles und der darin befindlichen Tierkörper äußerst schwierig“, räumte eine Sprecherin von Landrat Dietmar Allgaier am heutigen Donnerstag ein. Wie die Sprecherin der Deutschen Presse-Agentur berichtete, sollen die toten Tiere aber „in Kürze“ geborgen werden. Bereits unmittelbar nach Bekanntwerden des Falls habe man die Bergung organisiert und Spezialfirmen angefragt. Jetzt sei eine Lösung gefunden.
Erligheim: Verhungerte Tiere liegen immer noch im Stall
Die Tiere in Erligheim waren mutmaßlich fast alle verhungert oder verdurstet, wie diese Woche bekannt geworden war. Sie hätten zu wenig zu trinken und zu wenig Futter gehabt. Der Halter ist den Behörden schon länger bekannt. Er war nach Angaben des Landratsamtes auch regelmäßig kontrolliert worden.
Der Tod der Tiere könnte demnach mit einem aktuellen „persönlichen Ausnahmezustand“ des Tierhalters zusammenhängen. Damit habe man nicht rechnen können, verteidigte sich das Amt gegen die Kritik von Tierschützern. Nun laufen Untersuchungen wegen des mutmaßlichen Verstoßes gegen das Tierschutzgesetz.
Peta sieht Seuchengefahr - Landratsamt nicht
Die Tierrechtsorganisation Peta hatte zuvor die Zustände auf dem Bauernhof aufgedeckt und auch jetzt auf die anhaltende Situation hingewiesen. Kritik gab es auch am Landratsamt.
Während Peta vor einer Seuchengefahr warnte, sieht das Landratsamt keine Gefahr. „Diese Tiere sind nicht an einer Tierseuche verendet, sondern es sind gesunde Tiere aufgrund von Vernachlässigung gestorben“, sagte die Sprecherin des Landrats. Der Stall sei gesperrt. „Die Gefahr der Verbreitung einer Tierseuche sowie Gesundheitsgefahren für die Anwohner bestehen nicht.“
Auch der Verwesungsprozess der Tiere an sich dürfte kein Gesundheitsproblem darstellen. Das sei ein Irrglaube, wie Forscher mittlerweile erklären. Dass man Leichen automatisch mit Krankheit in Verbindung bringe, sei demnach nicht richtig.
Erligheim: Tiere in Wohngebiet „qualvoll“ verhungert
Erstmeldung, 25. April: Wie das Landratsamt Ludwigsburg am Freitagabend mitteilt, sind 17 Tiere in Erligheim vermutlich „qualvoll verendet“. Der landwirtschaftliche Betrieb soll in der Vergangenheit schon mehrfach aufgefallen sein. Bis auf ein Schwein sollen alle Tiere – darunter Rinder, Hühner und Schweine – verhungert und verdurstet sein. Die Stallungen sollen in hygienisch schlechten Zustand gewesen sein.
Erligheimer Betrieb ist in der Vergangenheit bereits aufgefallen: Gestank und schreiende Tiere
Der Nebenerwerbsbetrieb ist schon mehrfach in der Vergangenheit durch Zustände wie Gestank und schreiende Tiere aufgefallen. Doch es machte wohl den Anschein, als wären dem Besitzer die Tiere wichtig gewesen. Die Nachbarschaft gibt an, erstaunt darüber gewesen zu sein, dass so viele Tiere auf dem Hof untergebracht waren. In letzter Zeit soll es um den in einem Wohngebiet angesiedelten Bauernhof ruhiger gewesen sein, doch Anwohner hielten die Tiere für umgestallt oder geschlachtet und nicht für qualvoll verendet. Erligheim ist zutiefst betroffen.
Erligheim: Ermittlungen gegen den Betrieb laufen – erste Maßnahmen ergriffen
Aktuell laufen noch die Ermittlungen wegen mutmaßlicher Verstöße gegen das Tierschutzgesetz. Das Veterinäramt hat bereits ein Tierhaltungsverbot gegenüber dem Erligheimer Landwirt ausgesprochen.
Die Tierschutzorganisation Peta erstattet eine Strafanzeige gegen den Erligheimer und kritisiert zudem die baden-württembergische Landesregierung, denn in Baden-Württemberg werden tierhaltende Landwirtschaftsbetriebe im durchschnittlich nur alle 19,3 Jahre amtstierärztlich kontrolliert.
Immer wieder sorgt der Tod von gleich mehreren Tieren in Baden-Württemberg für Aufsehen. Im Juli letzten Jahres sind 12 Schlittenhunde im Schwarzwald tot in ihren Boxen aufgefunden worden. 2018 wurden wohl absichtlich 500 Forellen in Eppingen getötet. Dreiste Diebe in Hohenlohe haben 2021 zwar keine Tiere getötet, allerdings 2000 Forellen gestohlen sowie ein Bienenvolk mit knapp 5000 Tieren.