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Hitze und Trockenheit haben extreme Auswirkungen auf die Landwirtschaft

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Von: Nicole Mücke

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Statt sattem Grün ist meist nur noch tristes Braun zu sehen. Landwirte wie Michael Kreß aus Hardthausen-Gochsen trifft die Hitze und Trockenheit hart. 

Braune Rasenflächen, welke Blüten und Blätter sowie frühreifes Obst wohin man blickt. Die Natur leidet unter der Dürre – und es ist kein Ende in Sicht. Mancher Hobbygärtner mag den Kampf gegen die anhaltende Trockenheit hierzulande inzwischen aufgegeben haben. Gegossen wird nur noch das Allernötigste. Doch wie ist die Lage in der Landwirtschaft und wie gehen die Bauern im echo24.de-Land mit der Hitze und dem akuten Wassermangel um?

Michael Kreß, Landwirt in Hardthausen-Gochsen (Landkreis Heilbronn), verzeichnet deutliche Mengeneinbußen beim Getreide. Ganze 30 Prozent weniger als sonst. „Für die Kornfüllung hat einfach das Wasser gefehlt“, erklärt er. Eine weitere Folge der Trockenheit sei, dass die Getreideernte deutlich früher erfolgt ist als in den Jahren zuvor. Immerhin: Die Qualität ist trotz allem zufriedenstellend.

Hitze und Trockenheit: Extreme Folgen für die Landwirtschaft – „Erde ist hart wie Stein“

Neben Weizen, Dinkel und Braugerste baut Kreß hauptsächlich Kartoffeln an. Auch hier bereitet ihm die Trockenheit massive Probleme, besonders bei der Ernte. „Die Erde ist hart wie Stein. Das erschwert die Trennung von Erde und Kartoffel. Viele Knollen werden im Kartoffelroder verletzt und lassen sich nicht mehr einlagern“, erklärt Kreß. Eine Beregnung der Ackerflächen sei nicht wirtschaftlich.

Stattdessen versucht Kreß, auf alternative Kulturen auszuweichen, die mit den klimatischen Veränderungen besser zurechtkommen. „Im vergangenen Jahr haben wir zum ersten Mal Chia-Samen angebaut, die eigentlich in Mexiko beheimatet sind.“ Mit Erfolg. Auch mit dem Anbau von Kichererbsen und Linsen hat Kreß gute Erfahrungen gemacht.

Bewässerung „rechnet sich nicht“ – Wasserentnahme in vielen Kreisen wegen Knappheit beschränkt

„Eine Bewässerung bei klassischen Ackerbaukulturen wie Getreide rechnet sich nicht“, erklärt Ariane Amstutz, Pressesprecherin des Landesbauernverbands in Baden-Württemberg (LBV). Das sei bei lediglich zwei Prozent der landwirtschaftlichen Nutzfläche überhaupt möglich. „In der Regel bewässern die Landwirte Obstbäume und Weinreben, sowie Salat und Gemüse.“ Außerdem würden die Bauern verstärkt auf trockenresistente Ackerbaukulturen setzen sowie auf wasser- und bodenschonende Bearbeitungsverfahren.

Landwirte in der Region haben in diesem Hitze-Sommer große Probleme bei der Bewässerung. Denn das Hohenloher Landratsamt hat aufgrund der anhaltenden Trockenheit die Wasserentnahme eingeschränkt – auch für die Landwirtschaft. Kurz darauf zog auch Heilbronn nach und schränkte ebenfalls die Wasserentnahme, auch für Landwirte, ein – auf 50 Prozent. Das Paradoxe: Während Privatleute versuchen, Wasser zu sparen und die Entnahme sogar für den Ackerbau eingeschränkt wird, bewässert die Gartenschau in Eppingen trotz Wasserknappheit fröhlich weiter.

Produktionskosten in der Landwirtschaft steigen aufgrund der Hitze und Trockenheit

Aktuell leiden vor allem die Herbstkulturen massiv unter Hitze und Trockenheit, berichtet Amstutz. „Das betrifft unter anderem Mais, Zuckerrüben, Soja und Kraut, aber auch Apfelbäume und Weinreben.“ Tierhalter stünden ebenfalls vor großen Herausforderungen. Sie müssten teilweise jetzt schon ihre Wintervorräte zufüttern, weil auf den Wiesen die Grasnarbe vertrocknet sei und nichts mehr wachse. Gute Nachrichten gibt’s immerhin aus dem größten Apfelanbaugebiet in Baden-Württemberg, der Bodensee-Region. „Sie ist nicht so extrem von der Trockenheit betroffen. Wir gehen von guter Qualität aus“, sagt Anstutz.

Die Maisfelder sind aktuell aufgrund der Hitze und Dürre komplett ausgetrocknet.
Die Maisfelder sind aktuell aufgrund der Hitze und Dürre komplett ausgetrocknet. © Nicole Mücke

Ob sich die gestiegenen Produktionskosten auf die Preise im Handel niederschlagen, bleibt abzuwarten. „In der Direktvermarktung können wir die Preise bis jetzt stabil halten“, sagt Kreß, auch wenn neben der Trockenheit ein weiterer Faktor Sorgen bereitet: die steigenden Energiekosten.

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