Nach Explosion in Stuttgart: Rettungskräfte 38 Stunden in Trümmerfeld-Einsatz
Bei einer Explosion wird ein Haus im Stuttgarter Westen am Montagmorgen komplett zerrissen. Fünf Menschen werden verletzt. Einsatzkräfte finden am Abend eine Tote unter den Trümmern. Die Polizei veröffentlicht einen ausführlichen Einsatzbericht.
Ein Haus explodiert am frühen Montagmorgen gegen 3 Uhr im Stuttgarter Westen. Eine Haushälfte stürzt komplett ein, die andere Haushälfte brennt. Vier Menschen, ein Mann, eine Frau und zwei Kinder können sich aus dem explodierten Haus retten, werden schwerverletzt. Ein Nachbar wird durch eine berstende Fensterscheibe verletzt. Eine Anwohnerin gilt zunächst als vermisst, am Abend wird die 85-jährige Frau tot unter den Trümmern gefunden und geborgen.
Der Einsatz war alles andere als einfach: Durch die heftige Explosion wurden Autos vor dem Haus zerstört, neben der brennenden Haushälfte ein einziges Trümmerfeld. Bilder und Videos zeigen das Ausmaß der Zerstörung. Rettungskräfte können nicht sofort nach der Vermissten suchen, zuerst müssen Glutnester gelöscht werden.
Am Dienstag waren Brandexperten vor Ort, auf der Suche nach Hinweisen auf die Explosionsursache. Die Polizei hat bereits eine erste Vermutung. Nun veröffentlicht die Polizei einen ausführlichen Einsatzbericht.
Meldung geht bei der Feuerwehr am Montagmorgen ein: „Explosion – Trümmerteile liegen auf der Straße“
Am frühen Montagmorgen kam es gegen 3 Uhr zu einer schweren Explosion in einem Mehrfamilienhaus in der Köllestaße in Stuttgart West. Die Meldung: „Explosion – Trümmerteile liegen auf der Straße“. Daraufhin alarmierte die zuständige Leitstelle bereits zu Beginn zahlreiche Einsatzkräfte.
Bei Eintreffen der Feuerwehr war eine Hälfte eines Doppelhauses komplett zusammengebrochen, die Trümmer standen in Brand. Die zweite Gebäudehälfte war teilweise eingestürzt und brannte ebenfalls. Atemschutztrupps der Feuerwehr suchten rund um das eingestürzte Gebäude nach Personen.
Aufgrund der sehr hohen Wärmestrahlung brannten mehrere auf der Straße geparkte Fahrzeuge, Rollläden von Gebäuden auf der anderen Straßenseite schmolzen. Auch mehrere Fensterscheiben von angrenzenden Gebäuden waren durch die Druckwelle geborsten. Der Einsatz konzentrierte sich zunächst darauf, die Brandausbreitung auf Nachbargebäude zu verhindern. Währenddessen verschafften sich die Einsatzkräfte ein vollständiges Lagebild über verletzte und vermisste Personen. Rund 150 Einsatzkräfte waren am Montag vor Ort.
echo24.de war nach der Explosion in Stuttgart am Montag vor Ort und berichtete:
Vierköpfige Familie kann sich selbst aus den Trümmern retten – eine Anwohnerin gilt als vermisst
Eine vierköpfige Familie aus dem Gartengeschoss des Gebäudes konnte sich selbstständig aus den Trümmern retten. Nach einer Erstversorgung durch den Rettungsdienst, wurden sie zur Weiterbehandlung in umliegende Krankenhäuser transportiert. In einem Nachbargebäude verletzte sich eine Person an Glassplittern einer geborstenen Fensterscheibe, sie wurde ambulant versorgt.
Eine Anwohnerin wurde unter den Trümmern vermutet. Bereits bei Eintreffen der Feuerwehr bestand für die Person aufgrund des hohen Explosionsdrucks, des hohen Drucks der Trümmer, der hohen Hitzestrahlung und der starken Rauchentwicklung annähernd keine Überlebenschance. Rettungshunde konnten aufgrund der heißen Trümmerteile und der andauernden Rauchentwicklung erst einige Stunden nach der Explosion eingesetzt werden.
Ausgebrannte und beschädigte Fahrzeugwracks blockierten zudem die Straße und mussten weggeräumt werden. Nach intensiven Arbeiten konnte die Person gegen 18:30 Uhr tot aufgefunden und im Anschluss aus den Trümmern geborgen werden. Die Identifizierung der Leiche gestaltet sich schwierig.
So lief die Suche nach der vermissten Anwohnerin ab – Bergung nur noch tot möglich
Drei Rettungshunde der DRK Rettungshundestaffel Stuttgart und des THW hatten zuvor den Suchbereich eingegrenzt. Nachdem die Einsatzstelle durch ein Einsatzstellensicherungssystem des THW abgesichert war, kamen von der Gartenseite auch Fußtrupps von THW und Feuerwehr zum Einsatz. Das Einsatzstellensicherungssystem überprüfte das einsturzgefährdete Gebäude fortlaufend auf minimale Veränderungen. Rund 15 Stunden lang war eine Drohne im Einsatz, die Aufnahmen von oben lieferte und mit einer Wärmebildkamera ausgestattet war, die einzeln Brandherde ausmachen konnte.
Bei mehreren Gebäuden wurde die Strom- und Gasversorgung abgebrochen. Da Gebäude und Trümmerfeld aus Sicherheitsgründen nur sehr eingeschränkt betreten werden konnten, waren auch in der Nacht immer wieder Flammen zu sehen. Diese wurden von der anwesenden Brandwache gelöscht.
Zu Beginn des Einsatzes wurden rund 20 Personen in Bussen der SSB AG untergebracht und durch eine Schnelleinsatzgruppe der Hilfsorganisationen betreut. Notfallseelsorger betreuten mehrere betroffene Erwachsene und Kinder. Insgesamt 38 Stunden dauerte der Feuerwehreinsatz.