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Die offiziellen Corona-Zahlen gehen in Baden-Württemberg durch die Decke. Eine Webseite berechnet die Dunkelziffer - mit einem schockierenden Ergebnis!
Baden-Württemberg - Am Donnerstag, 22. Oktober, wurden für ganz Deutschland ganze 11. 287 Neuinfektionen gemeldet, wie das Robert-Koch-Institut mitteilte. Damit ist die Differenz zum Vortag so hoch wie noch nie seit Beginn der Pandemie. Aber auch das Land Baden-Württemberg wartet leider mit extremen Zahlen auf. Am Mittwoch meldete das baden-württembergische Landesgesundheitsamt (LGA) 1.438 Neu-Infizierte. Dadurch steigt die Zahl der Menschen, die seit Beginn der Pandemie mit dem Coronavirus in Baden-Württemberg* infizierte waren auf 63.118 an, wie echo24.de* in seinem Ticker berichtet. Doch sind diese Zahlen an Infizierten tatsächlich richtig? Wie sieht es mit der sogenannten Dunkelziffer aus?
Das COVID-19-Virus | Symptome |
Häufigste Symptome | Fieber, Trockener Husten, Müdigkeit |
Seltenere Symptome | Gliederschmerzen, Halsschmerzen, Durchfall, Bindehautentzündung, Kopfschmerzen |
Coronavirus in Baden-Württemberg: Webseite berechnet Corona-Dunkelziffer
Jeden Abend teilt das Landesgesundheitsamt die Zahlen der Corona-Neuinfektionen in Baden-Württemberg. Doch das ist nur ein Teil vom tatsächlichen Infektionsgeschehen. Denn: Es gibt viele Corona-Fälle die symptomfrei oder mit milden Symptomen verlaufen. Menschen mit leichten oder gar keinen Symptomen lassen sich normalerweise nicht testen und tauchen somit nicht in der Statistik auf. Dennoch können sie andere mit dem Coronavirus anstecken. Aufgrund dessen muss man davon ausgehen, dass die Zahl an Infektionen um einiges höher ist, als die von Landesgesundheitsamt übermittelte Zahl. Doch wie hoch ist die Dunkelziffer genau?
Das haben sich eine Reihe von Studierenden und Berufstätigen unterschiedlicher Felder wie der Computerlinguistik, (Medizin-)Informatik und Medienwissenschaften auch gefragt und machten es sich zu Aufgabe die Dunkelziffer zu berechnen. Das Ergebnis: Es entstand eine Webseite „covid19.dunkelzifferradar.de“, die Schätzungen zur aktuellen Corona-Dunkelziffer liefert, detailliert bis auf Landkreisebene. Auf der Webseite können Interessierte die Dunkelziffer für bestimmte Landkreise, wie zum Beispiel Esslingen*, Schwäbisch Hall* oder Ludwigsburg*, ermitteln. Über die Corona-Lage in besagten Regionen informiert auch echo24.de* in seinen Corona-Tickern.
Corona-Dunkelziffer in Baden-Württemberg: Das zeigt die Karte des Radars
Wie auch das Dashboard von Robert-Koch-Institut (RKI) steht auch bei „Dunkelzifferradar“ eine Deutschlandkarte oder, wenn man will, auch eine Karte von Baden-Württemberg im Vordergrund. Das Dashboard zeigt eine Modellierung der Covid-19-Pandemie und ihrer Dunkelziffer. Das heißt: Es ergänzt die gemeldeten Fälle (hell) um „berechnete ungemeldete Infektionen“ und die daraus resultierenden Gesamtinfektionen (dunkel).
ABER: Bei der Dunkelziffer handelt es sich lediglich um einen Schätzwert, der mit Hilfe von epidemiologischen Veröffentlichungen, wie zum Beispiel Daten vom RKI und dem Statistischen Bundesamt, berechnet wird, heißt es auf der Internetseite von „Dunkelzifferradar“. Um das aktuelle Infektionsrisiko einschätzbar zu machen, zeigt die Karte die derzeit aktiven Infektionen.
Und je nachdem welche Studie man zur Rate zieht (auf der Webseite über Zahnradsymbol einstellbar) ändert sich die zur Berechnung der Dunkelziffer herangezogene Mortalitätsrate. Im Extremfall würde es für Baden-Württemberg laut „Dunkelzifferradar“ heißen, dass sich über 300.000 Menschen mit dem Coronavirus infiziert haben müssten. An dieser Stelle kommt unwillkürlich die Frage auf: wozu das Ganze?
Coronavirus in Baden-Württemberg: Dunkelziffer als Hilfe für bessere Einschätzung der Lage
Ziel der Berechnungen und Veröffentlichung der Dunkelziffer ist: Privatpersonen, aber auch politische Entscheidungsträgern und Forschern die aktuelle und regionale Corona-Lage ausführlicher darzustellen. Damit lassen sich Risiken besser einschätzen, wie swr.de berichtet.
Außerdem soll die Dunkelziffer zu mehr Verständnis für die aktuellen Corona-Maßnahmen bei der Bevölkerung beitragen. „Wenn es darum geht, einschätzen zu können, warum gewisse Maßnahmen gewählt werden, dann ist eine Einschätzung wie sich die Zahlen wirklich entwickeln, das Sinnvollste“, erklärt Christian Paul, Projektleiter von „Dunkelzifferradar“, gegenüber swr.de.
Die Lenkungsgruppe"SARS-Co-V-2 (Coronavirus)" hat gestern weitere Maßnahmen zur Bekämpfung der Corona-Pandemie beschlossen: https://t.co/1JReb85Mrc
— Landesregierung BW (@RegierungBW) October 22, 2020
Webseite „Dunkelzifferradar“: Durch Bundesregierung entstanden - im Rahmen #WirVsVirus-Hackathon
Die Idee zur Webseite „Dunkelzifferradar“, die beispielsweise auch für Baden-Württemberg die mögliche Dunkelziffer des Coronavirus brechnet, stammt aus einem Projekt der Bundesregierung. Laut swr.de wurde das Projekt „Dunkelzifferradar“ im Rahmen des #WirVsVirus-Hackathon der Bundesregierung im März initiiert und anschließend durch das Bundesministerium für Bildung und Forschung gefördert. Grundlage ist ein Modell aus dem Forschungsgebiet der Epidemiologie, das den zeitlichen Verlauf der Covid-19-Pandemie mathematisch beschreibt. Zur Berechnung werden aktuelle Fall- und Todesfallzahlen des Robert-Koch-Instituts, demografische Daten sowie Statistiken über den Krankheitsverlauf herangezogen.
#WirvsVirus war der weltweit größte Hackathon gegen das Coronavirus: Mehr als 28.000 Menschen machten mit! Das BMBF hat die Entwicklung & Umsetzung von 34 Ideen mit insgesamt rund 1,5 Mio Euro gefördert. Heute endet die Umsetzungsphase 👉 https://t.co/CQRaRRIbQo @prototypefund pic.twitter.com/Gz72SDyQMB
— BMBF (@BMBF_Bund) October 1, 2020
Doch mit Statistiken und mathematischen Gleichungen können nur wenige Menschen wirklich etwas anfangen. „Die Dunkelziffer ist wohl das größte Mysterium des Coronavirus“, sagt auch der SWR-Datenexperte. Deswegen rät er zur Vorsicht was die Aussagekraft solcher Daten betrifft: „Wir wissen einfach noch zu wenig, wie und wo es zu Ansteckungen kommt. Deshalb ist auch die beste Mathematik hier nur Spekulation.“ *echo24.de ist Teil des Ippen Digital Netzwerks.
🤩 "So sind zahlreiche Projekte zu Fragen der #Gesundheitsversorgung, der persönlichen Krisenbewältigung im Alltag und des Krisenmanagements von #Staat und #Wirtschaft entstanden. #Kreativ, #innovativ, #digital." - Zum Finale dankt #Bundeskanzlerin #AngelaMerkel der Community pic.twitter.com/SLo2YzB0wp
— WirVsVirus (@WirVsVirus) October 2, 2020
Rubriklistenbild: © Zacharie Scheurer