Ukraine-Krieg: Müssen Reservisten aus BW jetzt aushelfen?

Russische Angriffe auf die Ukraine bestürzen seit Tagen die ganze Welt – auch Menschen in Baden-Württemberg fragen sich, inwieweit der Krieg ihr Leben beeinflussen wird.
Erschreckende Bilder gehen um die Welt. In der Ukraine tragen sich seit Start des Angriffs der russischen Truppen unfassbare Geschehnisse zu. Dabei bekommen selbstverständlich vor allem die Menschen vor Ort die unmittelbaren Auswirkungen des Kriegs zu spüren, verlieren ihr Hab und Gut oder gar ihr Leben. Doch auch in Baden-Württemberg sind die ersten Folgen des Ukraine-Kriegs zu spüren. Die Benzinpreise sind gestiegen, überall demonstrieren Menschen gegen den Krieg und das Land hat die Sicherheitsvorkehrungen verschärft.
Ebenfalls haben sich Unternehmen aus Baden-Württemberg zu den Auswirkungen geäußert und in vielen Regionen bereiten sich die Menschen bereits auf Flüchtlinge aus der Ukraine vor. Auch die Stadt Heilbronn sieht sich gut gerüstet für den Fall, dass Asylsuchende in die Region kommen. Nun machen sich allerdings auch viele Familien Sorgen, ihre Männer, Väter und Söhne könnten an die Front berufen werden. Wie realistisch ist ein solches Szenario?
Ukraine-Krieg: Werden jetzt Reservisten aus Baden-Württemberg einberufen?
Zunächst eine kurze Entwarnung für den aktuellen Zeitpunkt: Wie die Stuttgarter Zeitung vom Reservistenverband in Baden-Württemberg erfahren hat, ruft die Bundeswehr zurzeit keine Reservisten ein. Doch ob das immer so bleibe, das wisse keiner. Demnach sagte ein Sprecher, man könne ja nicht „in die Glaskugel gucken“. Denn: Laut Wehrpflichtgesetz ist es rein theoretisch möglich, dass die Bundesregierung auch ehemalige Bundeswehrsoldaten einzieht – zumindest im Spannungs- oder Verteidigungsfall.
Wer gilt laut Reservistenverband in Deutschland als Reservist?
Ein Reservist ist in Deutschland automatisch jeder, sobald er länger als einen Tag in der Bundeswehr gedient hat und seinen Dienstgrad nicht verloren hat – egal ob als Wehrpflichtiger oder als Zeitsoldat. Nach dem Ausscheiden aus dem aktiven Dienst erhält jeder ganz automatisch den Status „Reservist“.
In vielen Bundesländern bietet die Bundeswehr außerdem eine Ausbildung für ungediente Bewerber an, die fest im zivilen Beruf stehen. Diese Ausbildung erfolgt in der Laufbahn der Mannschaften außerhalb eines Wehrdienstverhältnisses. Sie schafft die Voraussetzung für eine Beorderung innerhalb der Regionalen Sicherungs- und Unterstützungskräfte.
Die Bundeswehr unterscheidet zwischen „Allgemeiner Reserve“, „Truppenreserve“ und „Territorialer Reserve“.
Solange diese Fälle allerdings nicht eintreffen, können Reservisten in Deutschland nicht verpflichtend herangezogen werden. Wie der Reservistenverband in einer Mitteilung erklärt, ist „eine verpflichtende Heranziehung zum unbefristeten Wehrdienst“ außerhalb des Spannungs- und Verteidigungsfalles nicht möglich. Um diesen überhaupt erst auszurufen, müsste die Bundesregierung im Bundestag mit einer Mehrheit von zwei Dritteln dafür stimmen.
Ukraine-Krieg: Reservistenverband rechnet mit vielen freiwilligen Meldungen
Wie das Redaktionsnetzwerk Deutschland RND berichtet, gibt es aktuell 20.000 Reservisten, die an regelmäßigen Übungen teilnehmen und somit innerhalb weniger Tage einsatzbereit wären – mittelfristig liege die Zahl der einsatzfähigen Reservisten demnach bei bis zu 40.000. Die Zahl der aktiven Bundeswehrsoldaten beträgt derweil rund 180.000.
Und wie Oberst d.R. Patrick Sensburg, der Präsident des Reservistenverbandes, bereits am Donnerstag erklärte, würde die Bundeswehr im Ernstfall „viele freiwillige Meldungen“ von Reservisten bekommen. „Wir können der Bundeswehr und der Bevölkerung signalisieren: Wir sind da, wenn wir gebraucht werden“, erklärt Sensburg in einer Mitteilung. Das werde sicherlich der Fall sein, so der Reservisten-Präsident weiter – „nicht zuletzt im Rahmen einer zu erwartenden Flüchtlingswelle oder für Sicherungsaufgaben.“