Ukraine-Krieg: So betrifft er auch Menschen in Baden-Württemberg
Der von Russland gestartete Krieg gegen die Ukraine hat weitreichende Folgen - auch für die Menschen in Deutschland und Baden-Württemberg.
Es ist nicht einmal sechs Uhr in Deutschland, als der 24. Februar bereits zum schwarzen Tag für die Geschichtsbücher wurde. Am Morgen beginnt Russland nach immer weiterer Eskalation im Ukraine-Konflikt mit der Invasion. Was Experten schon lange befürchteten, wurde real: Es herrscht Krieg in Europa. Doch auch wenn dieser sich aktuell vor allem im Osten des Kontinents abspielt, sind Folgen für Menschen auch in Deutschland und Baden-Württemberg bereits absehbar.
Neben vielen anderen Politikern hatte sicherlich auch deshalb auch Baden-Württembergs Innenminister Thomas Strobl deutliche Worte für Wladimir Putin gefunden. Der russische Präsident hatte eine Invasion von Streitkräften in die Ostukraine offiziell genehmigt.
Baden-Württemberg: Das bedeutet der Ukraine-Krieg für den Südwesten
„Die Lage im Osten Europas ist so ernst wie nie zuvor“, teilte der CDU-Politiker am Donnerstag mit. „Wir erleben eine Lage, wie wir sie seit dem Zweiten Weltkrieg in Europa nicht hatten, sagte Strobl. Als Innenminister ist seine zentrale Aufgabe die Sicherheit der Bürger in Baden-Württemberg.
Das Auswärtige Amt hatte deutschen Bürgern in der Ukraine bereits dazu geraten, das Land „dringend“ zu verlassen, weil dort Kampfhandlungen stattfinden. „Falls Sie das Land nicht auf einem sicheren Weg verlassen können, bleiben Sie vorläufig an einem geschützten Ort“, hieß es vom Außenministerium am Donnerstagmorgen bei Twitter. Dies gilt selbstverständlich auch für Menschen aus Baden-Württemberg. Deutsche in der Ukraine sollten sich unter bei der Elektronischen Erfassung Deutscher im Ausland des Auswärtigen Amtes registrieren. Auch für die russischen Grenzgebiete zur Ukraine gilt eine Reisewarnung.
Ukraine-Krieg: Unternehmen in Baden-Württemberg betroffen
Neben der Sicherheit deutscher Staatsbürger steht aktuell auch die Frage nach den wirtschaftlichen Folgen für Baden-Württemberg im Raum. Noch lässt sich schwer abschätzen, was Sanktionen gegen Russland und der Krieg in der Ukraine für Ausmaße haben können.
Auf Anfrage des SWR zeigten sich Unternehmen aus Baden-Württemberg bislang mit gemischten Gefühlen. Demnach spielten Russland und die Ukraine zwar für Im- und Export beinahe keine Rolle, allerdings gäbe es Firmen, die durchaus erheblich betroffen seien. Zeppelin aus Friedrichshafen beispielsweise habe angeboten, Mitarbeiter aus Russland zu evakuieren, berichtet der „Südkurier“. Bei einem Totalausfall des Handels drohe demnach ein Umsatzverlust von bis zu 800 Millionen Euro.
Ukraine-Krieg: Europapark setzt Zusammenarbeit mit Nord Stream 2 aus
„Es ist eine Situation, die wir sehr genau betrachten werden“, sagte auch Mercedes-Benz-Vorstandschef Ola Källenius am Donnerstag in Stuttgart bei der Bilanzpressekonferenz. Es sei noch unklar, welche Auswirkungen der Konflikt haben werde. Der Hersteller habe keinen Standort in der Ukraine, aber ein Werk in der Nähe von Moskau mit rund 1.000 Beschäftigten. „Selbstverständlich sind wir mit unseren Leuten in Kontakt“, sagte der Mercedes-Chef.
Wie weit die Verflechtungen tatsächlich reichen, zeigt aktuell auch das Beispiel Europa-Park. Deutschlands größter Freizeitpark und der Gaspipeline-Betreiber Nord Stream 2 haben wegen des Kriegs um die Ukraine ihre Zusammenarbeit mit sofortiger Wirkung ausgesetzt. Das teilte eine Sprecherin des Parks im Ortenaukreis am Donnerstag mit. Die Tochterfirma des russischen Konzerns Gazprom ist einer der größten Sponsoren des Parks.
Auf den Internetseiten waren die Achterbahn „blue fire Megacoaster“ und der „blue fire Dome“, wo das Publikum unter anderem auf großen LED-Bildschirmen Eindrücke von der Unterwasserwelt der Ostsee bekommen soll, da schon umbenannt. Sie hießen bis dahin „blue fire Megacoaster powered by Nord Stream 2“ beziehungsweise „Nord Stream 2 Dome“, was ehemals die „Gazprom Erlebniswelt“ war. Das Unternehmen Nord Stream 2 listet die Attraktionen unter Kultursponsoring auf. Um welche Summen es geht, sagte die Europa-Park-Sprecherin nicht.
Baden-Württemberg: Ukraine-Krieg trifft Russen und Ukrainer im Land
Doch nicht nur große Unternehmen, auch Mittelständler und Verbraucher dürften die Auswirkungen kurz- oder langfristig zu spüren bekommen. Wirtschaftsexperten gehen davon aus, dass die Sanktionen gegen Nord Stream 2 in deutlich steigenden Energiepreisen münden werden. Deutschland hatte die Zertifizierung der Pipeline als Druckmittel gegen Russland bereits ausgesetzt.
Über allem stehen aktuell aber wohl die direkten Auswirkungen für Russen oder Ukrainer, die in Baden-Württemberg leben und arbeiten. Fast 50.000 Menschen sind das nach Angaben des Statistischen Landesamts. Viele von ihnen dürften Familie in ihrer Heimat haben und nun um deren Sicherheit bangen.
Solidaritätsbekundungen insbesondere mit den Menschen in der Ukraine sind auch deshalb bereits in Baden-Württemberg angekündigt. Unter anderem gibt es Veranstaltungen in Heidelberg, Freiburg und Stuttgart.