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Ausgangssperre für Katzen: Erster Besitzer muss Zwangsgeld zahlen

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Von: Lisa Klein

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Eine Ausgangssperre für Katzen? Das gibt es seit Mitte Mai in Walldorf. Nun wurde das erste Zwangsgeld in Höhe von 500 Euro verhängt. Tierschützer sehen das Ausgangsverbot kritisch.

In Walldorf (Rhein-Neckar-Kreis) gibt es seit Mitte Mai eine Ausgangssperre – allerdings nicht für Menschen, sondern für Katzen. Der Grund: Die Haubenlerche brütet in Walldorf und ist vom Aussterben bedroht, wie der Naturschutzbund Deutschland (NABU) berichtet. Die flauschigen Vierbeiner dürfen bis Ende August 2022 nicht mehr vor die Tür. Ein derartiges Ausgangsverbot für Katzen ist bundesweit einmalig und hart umstritten. Nun wurde das erste Zwangsgeld verhängt, wie echo24.de berichtet.

Wegen mehrerer Verstöße gegen das Ausgangsverbot für Katzen in Walldorf hat der Rhein-Neckar-Kreis erstmals ein Zwangsgeld von 500 Euro verhängt, wie die Deutsche Presse-Agentur (dpa) berichtet. Die betroffene Katze sei nach Veröffentlichung der Allgemeinverfügung mehrfach innerhalb des Gefahrenbereichs der Haubenlerchen gesichtet worden, teilte eine Sprecherin des Landratsamts am Montag in Heidelberg mit – zuletzt in der Nähe der Brut.

Eine Haubenlerche sitzt auf einem Baumstamm.
Die Haubenlerche (galerida cristata) gilt als vom Aussterben bedroht. In Walldorf gibt es eine Ausgangssperre für Katzen, um die brütenden Vögel zu schützen. © picture alliance / Hinrich Bäsemann

Da diese Katze öfters im fraglichen Bereich jagend beobachtet wurde, geht die „Untere Naturschutzbehörde“ den Angaben nach von einer erhöhten Gefährdungssituation für die Haubenlerche und ihre Jungvögel aus. Nachdem zuvor schon ein Mahnschreiben an die Besitzer versendet worden sei, habe sie keine andere Möglichkeit gesehen, als das in der Allgemeinverfügung angedrohte Zwangsgeld festzusetzen. Ein Widerspruch sei bisher nicht eingegangen, erklärte die Sprecherin.

Ausgangssperre für Katzen in Walldorf: Erster Besitzer muss 500 Euro Zwangsgeld zahlen

Katzenbesitzer in Walldorf sollten sich besser an das Verbot gewöhnen, denn die umstrittene Ausgangssperre soll es nicht nur in diesem Jahr geben: In den nächsten drei Jahren dürfen Katzen von April bis August nicht durch das Brutgebiet der seltenen Haubenlerchen im Süden der Stadt streifen. Die einzigen Ausnahmen: Die Katzen werden an die kurze Leine genommen oder bewegen sich nachweisbar nicht in Bereichen, wo sie zur Gefahr für die brütenden Haubenlerchen werden können. Letzteres dürfte eher schwierig werden. Und auch an der Leine gehen macht wohl kaum eine Katze mit. Eine Leinenpflicht für Hunde an bestimmten Orten ist deutlich weniger problematisch.

Die Haubenlerche*

Die Haubenlerche kommt in Deutschland nur noch selten vor, sie gilt als vom Aussterben bedroht. Ihre bevorzugten Lebensräume werden immer knapper: Sie mag es am liebsten ruhig, trocken und mit ausreichend Plätzen zum Sandbaden in der Sonne. Die Haubenlerche ist am Rücken braun und gräulich gezeichnet, der Bauch ist weiß. Ihren Namen hat die Haubenlerche dank ihrer sichtbaren langen Haube, die sie oft aufstellt. Ihr Nest baut die Haubenlerche bevorzugt in einer Bodenmulde.

*Quelle: Naturschutzbund Deutschland (NABU)

Nach Angaben der Behördensprecherin sind nur noch zwei Brutpaare vor Ort anwesend. Ein Paar sei seit einigen Wochen aus bislang unbekannten Gründen aus dem Bereich Walldorf-Süd verschwunden. Es sei nicht ausgeschlossen, dass es wieder auftaucht; im vergangenen Jahr sei auch schon mal zeitweise ein Paar abwesend gewesen. Zu Beginn der Brutzeit in diesem Jahr seien alle drei Paare wieder zurück gewesen.

Ausgangssperre für Katzen in Walldorf: Tierschützer halten Verbot für „völligen Irrsinn“

Tierschützer kritisieren die Ausgangssperre für Katzen in Walldorf. Der naturschutzpolitische Sprecher der FDP-Fraktion im Landtag, Klaus Hoher, sagte laut dpa: „Das Ausgangsverbot für Katzen ist völliger Irrsinn.“ Es widerspreche dem Tierschutz, „für Freigängerkatzen bedeutet es massiven Stress und unermessliches Leid, von heute auf morgen komplett eingesperrt zu sein.“

Die Ausgangssperre sei laut Hoher ein unverhältnismäßiger und ungerechtfertigter Eingriff in die Eigentumsrechte der Katzenbesitzer. Auch dem Vogelschutz sei in keiner Weise gedient: „Es gibt bis heute keine einzige repräsentative Studie dazu, wie viele Vögel in Deutschland jährlich zum Opfer von Hauskatzen werden.“ Die Landesregierung versäume es seit Jahren, ein verhältnismäßiges und wirksames Maßnahmenpaket vorzulegen und umzusetzen.

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